In Wetzlar gibt es für Bundesliga-Aufsteiger USC München nichts zu holen: 28:91 gegen den Deutschen Meister und Champions-League-Sieger RSV Lahn-Dill.
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SV Lahn-Dill gegen USC München, das Aufeinandertreffen zwischen dem aktuellen Meister und Champions-League-Sieger mit dem Rekord-Meister, hat aus sportlicher Sicht zwar an Reiz verloren – zu dominant und konstant spielen die Wetzlarer Jungs und Mädels seit Jahren. Dennoch stand mit dem 60. bayerisch-hessischen Duell ein besonderes, da Jubiläums-Match an, das wohl den ein oder anderen an (noch) erfolgreichere USC-Zeiten denken ließ.Klar war bereits im Vorfeld, dass es für die USCler beim mit Weltklasse-Sportlern gespickten Team von RSV-Headcoach und Nationaltrainer Nicolai Zeltinger nicht viel zu holen geben würde. Dass man aber mit 28:91 unter die Räder geraten sollte, hätte so wohl jedoch keiner im USC-Lager erwartet. Jetzt heißt es: Mund abputzen und wieder Punkte einsammeln!
USC-Widerstand schnell gebrochen
Um bei einer der schwierigsten Auswärtsfahrten der Saison mit etwas Zählbarem im Gepäck wieder zurückkehren zu können, muss viel, ja sogar alles zusammenpassen: Der Gegner darf nicht in Form und nach Möglichkeit nicht vollzählig sein, während eben diese Faktoren bei einem selbst erfüllt sein sollten. Beides war jeweils nicht der Fall: Der USC musste nach fünf sieglosen Spielen in Serie auf Conny Wibmer, Kaspars Turks und Ben Döring verzichten und vor Ort feststellen, dass die hinter den RSB Thuringia Bulls zweitplatzierten Gastgeber in Bestbesetzung angetreten waren.
Das Heimteam setzte erwartungsgemäß von Anfang an alles daran, letzte Zweifel auszuräumen und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden: Zwar konnten die Gäste aus München in den Anfangsminuten noch recht gut dagegen halten – doch der Widerstand war bald gebrochen: Angeführt von Routinier Dirk Köhler zogen die Wetzlarer rasch auf 18:2 davon und machten eindeutig klar, wer Herr im Haus war. Nationalspieler Sebastian Magenheim gelangen erst zum Ende des Anfangsviertels die ersten Feldkörbe, sodass die Sirene schließlich beim Stand von 18:8 ertönte.
Schadensbegrenzung? Auch das gelingt kaum
RSV Lahn-Dill kannte auch im zweiten Viertel kein Erbarmen – im Gegenteil, jetzt legte das Spitzenteam erst so richtig los: Vor allem Center Joe Bestwick und der bärenstarke Kapitän Michael Paye spielten mit den Münchnern Katz und Maus, konnten etliche Male sehenswert vollstrecken und sorgten dafür, dass die Weichen nun endgültig auf Kantersieg gestellt wurden. Die Münchner Defense war mit der Angriffswucht der Heimmannschaft sichtlich überfordert und konnte auch offensiv kaum Akzente setzen, da der Spielaufbau effektiv und konsequent unterbunden wurde. Der Halbzeitstand von 45:16 war da nur folgerichtig und auch in dieser Höhe verdient.
Schadensbegrenzung lautete also aus USC-Sicht das Motto nach dem Seitenwechsel – mit mäßigem Erfolg: Vor 950 Zuschauern in der August-Bebel-Sporthalle zu Wetzlar fand man in der Offense zunächst überhaupt kein Mittel, die Hausherren in Bedrängnis zu bringen und hatte auch defensiv nach wie vor große Probleme, die quirligen Gegenspieler in Griff zu bekommen. Einzig Neuzugang Florian Ewertz und „Braco“ Sutic konnten zwischenzeitlich für Ergebniskosmetik, jedoch in keiner Weise für eine Trendwende sorgen – zu stark und treffsicher war der aktuelle deutsche Meister.
Noch nie so hoch gegen RSV Lahn-Dill verloren
Auch das Schlussviertel kam einer Vorführung gleich: Die Hausherren gaben weiterhin Vollgas und ließen es sich nicht nehmen, die eigenen Zuschauer mit einem Offensiv-Feuerwerk zu begeistern. Die Münchner durften dem Spektakel nur als staunende Bewunderer beiwohnen und kamen zum Spielende auf nur vier weitere Punkte – der Endstand war ebenso ernüchternd wie für einen Aufsteiger erwartungsgemäß: 91:28. Die Differenz von satten 63 Punkten bedeutete zudem einen traurigen Rekord: noch nie hatte der USC gegen den RSV Lahn-Dill in 31 gemeinsamen Bundesligajahren höher verloren.
Topscorer auf USC-Seite war diesmal der Australier Kim Robins, der nach zuletzt einigen schwächeren Spielen auf insgesamt zehn Punkte kam und somit ein totales Debakel verhindern konnte. Ihm folgten die Dauerbrenner Sebastian Magenheim (8) und „Braco“ Sutic (7) sowie Neuzugang Florian Ewertz (2) und Sebastian Sauer (1). Auf der Gegenseite ein ganz anderes Bild: Michael Paye (27 Punkte) und Thomas Böhme (22/2 Dreier) leisteten ebenso wie Joe Bestwick (11) und Dirk Köhler (10) ihren Beitrag zur hessischen Machtdemonstration.
Durch die sechste Niederlage in Folge und den Rückfall auf den siebten Tabellenplatz (10:14 Punkte) ist der USC nach dem sensationellen Saisonstart mittlerweile hart auf dem Boden der Realität angekommen. Gelegenheit zur Besserung bietet sich am kommenden Samstag (23.1.2016) in der Säbenerhalle: Dann nämlich ist mit Hannover United (2:22 Punkte) der Tabellenvorletzte zu Gast – alles andere als ein Sieg wäre eine herbe Enttäuschung für das Team von Headcoach Sinclair Thomas, der zugleich eine Kampfansage lieferte: „Wir wollen vor unseren Zuschauern Vollgas geben und die Punkte in München behalten. Auch wenn die letzten Resultate nicht gut waren, haben wir ohne Zweifel die Klasse, Hannover zu schlagen.“
Ganz oben: Sebastian Magenheim scheint vor dem Anpfiff zu ahnen, dass das ein bitterer Samstag für den USC München wird. (Foto: Wolfgang Schäfer)