Bundesliga, 11. Spieltag: USC München verliert in der Säbenerhalle gegen BG Baskets Hamburg 56:75.
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ewicht verlieren, Rauchen aufhören, mehr Sport machen – klassische Vorsätze, die Jahr für Jahr gefasst werden. Die Rollstuhlbasketballer vom USC München hatten da einen ganz anderen: Punkte einfahren! Dass dieses Vorhaben im ersten Spiel des neuen Jahres letztlich nicht in die Tat umgesetzt werden konnte, lag vor allem an einem starken Gast aus Hamburg, der nach der überraschenden Hinspiel-Pleite mit Messern zwischen den Zähnen anreiste und letztlich verdient mit 56:75 gewann.
Dabei hätten die Voraussetzungen durchaus schlechter sein können: Headcoach Sinclair Thomas hatte sein Team bei intensiven Trainingseinheiten unsanft aus dem Winterschlaf geweckt und konnte zudem mit Florian Ewertz einen Neuzugang begrüßen: Der 22-jährige kam zum Jahreswechsel vom Ligakonkurrenten Doneck Dolphins Trier und ist sowohl qualitativ als auch quantitativ eine Verstärkung für den von regelmäßigen Personalausfällen geplagten Kader des USC.
Zwei überragende Japaner
Auch auf der Gegenseite gab es im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen personelle Veränderungen: Mit Reo Fujimoto (4,5 Punkte, Center) und Hiro Kozai (3,5 Punkte, Forward) konnte Gästecoach Holger Glinicki wieder auf zwei zentrale Stützen zurückgreifen, die im Hinspiel aufgrund der Qualifikationsspiele für die diesjährigen Paralympics gefehlt hatten.
Die Präsenz der beiden Japaner machte sich von Anfang an bemerkbar: Die Hansestädter gingen selbstbewusst wie aggressiv zu Werke und übten früh Druck auf die Münchener aus, die – wie schon so oft in dieser Saison – nur zaghaft aus den Startlöchern kamen, mit Kim Robins jedoch in der Anfangsphase einen sicheren Schützen in ihren Reihen wussten. So blieb der Rückstand mit 16:23 zum Ende des ersten Viertels überschaubar, wenngleich sich bereits eine Tendenz abzeichnete.
Im zweiten Viertel dann ein ausgeglichenes Bild: Die USC-Korbjäger hatten sich nun besser auf die Gäste aus dem Norden eingestellt und zeigten, dass sie durchaus auf hohem Bundesliga-Niveau mithalten können – die Trainingseinheiten zu Beginn des Jahres hatten ihre Wirkung offensichtlich nicht verfehlt. Das Zusammenspiel von Ben Döring & Co. war nun deutlich variabler und wurde mit der Verkürzung des Rückstands auf zwischenzeitlich nur noch sechs Punkte belohnt. Da jedoch auch der HSV nicht locker ließ, ging es mit einem leistungsgerechten 28:35 in die Pause.
Ansehnliches Spiel, verdiente Niederlage
Das Zwischenhoch und die vagen Münchner Hoffnungen fanden zu Beginn der zweiten Hälfte ein jähes Ende – zu schnell waren die Hanseaten offensiv wie defensiv, zu inkonsequent, mut- und glücklos die Bayern. Mannschaftlich wussten die Hausherren zwar durchaus zu überzeugen und konnten den rund 200 Fans in der Säbenerhalle, darunter auch zahlreiche Hamburger, ein ansehnliches Spiel zeigen. Letztlich kommt es jedoch auf Zählbares an – und da bewiesen die Gäste ein ums andere Mal ein glückliches bzw. treffsicheres Händchen, zogen zum Ende des dritten Viertels auf 45:58 davon und stellten damit endgültig die Weichen auf Auswärtssieg.
Im Schlussabschnitt zogen die Nordlichter den Münchnern endgültig den Stecker und bauten ihren Vorsprung noch weiter aus. Dennoch steckten die USCler nie auf und gaben – anders als in so manch anderem Spiel der aktuellen Saison – trotz der sich anbahnenden Niederlage weiterhin Gas – letztlich vergebens: die Hamburger ließen auch in den Schlussminuten nichts anbrennen und zogen bis zum Ertönen der Schlussirenen auf 56:75 davon – zu hoch, aber verdient.
Der USC hat nun erstmals in dieser Saison einen negativen Punktestand (10:12) und steht auf Tabellenplatz 6 – was für einen Aufsteiger jedoch unverändert eine bemerkenswerte Zwischenbilanz darstellt.
Erster Einsatz von Neuzugang Florian Ewertz
Trotz der Niederlage gibt es auch Grund zur Zuversicht im USC-Lager: Einerseits hatte man im spielerischen Bereich große Fortschritte im Vergleich zum Vorjahr gemacht; andererseits deutete Neuzugang Florian Ewertz an, warum er in der restlichen Saison noch zu einem wichtigen Faktor werden kann: Der 22-jährige Center zeigte sich bereits gut integriert, konnte in knapp 12 Minuten zahlreiche Akzente setzen und überzeugte nicht zuletzt mit guten Fahrwegen und seinen ersten Punkten im USC-Dress.
Die erfolgreichsten Scorer auf Münchner Seite waren die üblichen Verdächtigen: Suad Sutic konnte in 30 Minuten Spielzeit starke 20 Punkte, neun Rebounds sowie eine Wurfquote von 71 Prozent verbuchen (und wurde zum Spieler des Tages gewählt), während sich Nationalspieler Sebastian Magenheim mit 14, Kim Robins mit 13 Punkten im Scoreboard eintrugen. Kapitän Ben Döring erzielte sechs, Neuzugang Florian Ewertz drei Punkte. Auf der Gegenseite legten Philipp Häfeli (22 Punkte), Reo Fujimoto (20) und Hiro Kozai (18) mit insgesamt 60 Punkten den Grundstein für den Big Point der Hanseaten.
Und jetzt geht es nach Wetzlar…
Lisa Nothelfer, die aufgrund der personellen Rotation zu mehr Spielzeit als sonst kam und ein gutes Spiel machte, war trotz der Niederlage nicht unzufrieden: „Natürlich wollten wir gegen die Hamburger gewinnen, müssen aber neidlos anerkennen, dass es heute einfach nicht gereicht hat. Nach den letzten Niederlagen wird es langsam wieder Zeit, Punkte einzufahren, um vielleicht doch noch einmal oben angreifen zu können.“
Grund zur Hoffnung, dass die nun fünf Spiele andauernde Niederlagenserie des USC am kommenden Spieltag am 16. Januar reißt, gibt es kaum: Dann nämlich reisen die Korbjäger von Sinclair Thomas nach Wetzlar, um sich zum wiederholten Male in dieser Saison mit Branchenprimus RSV Lahn-Dill zu messen. Gegen das von Weltklasse-Spielern gespickte Team steht im Vordergrund, das mannschaftliche Zusammenspiel weiter zu verbessern und Erfahrungen beim Aufeinandertreffen mit den Besten der Zunft zu sammeln.
Die nächsten inklusiven Events und Heimspiele des USC München sind am Samstag, 23. Januar (14.00–18.30 Uhr, Gäste: Hannover United, Anpfiff: 17.00 Uhr), und Samstag, 30. Januar (14.00–18.30 Uhr, Gäste: Köln 99ers, Anpfiff: 17.00 Uhr).
Ganz oben: Kim Robins begann sehr stark – ärgerte sich aber am Schluss nicht nur über eigene vergebene Chancen, sondern auch über eine verdiente USC-Niederlage. (Foto: Christine Linnig)